White Paper: ROI-Berechnung
ROI-Berechnung für Netzwerk-Monitoring-Software
Einleitung
ROI ist die magische Abkürzung für jeden Manager: „Return on Investment“ soll eine einfache Berechnung liefern, in welchem Zeitraum sich eine Anschaffung amortisiert hat. Natürlich wäre es auch bei der Evaluierung einer Monitoring-Software interessant zu wissen, bis wann Sie den Kaufpreis über die diversen Nutzwertfaktoren der Software erwirtschaftet haben werden. Dabei spielen aber so viele unkalkulierbare Faktoren mit herein, dass es unmöglich ist, einen präzisen ROI seriös zu berechnen. Trotzdem sollten Sie bei der Evaluierung einer Monitoring-Lösung möglichst viele Zahlen sammeln und in die Entscheidung einfließen lassen.
Die Unmöglichkeit der Quantifizierung
Die Kostenseite bei der Einführung einer Monitoring-Lösung können Sie relativ einfach und zuverlässig in Zahlen fassen und berechnen: Lizenzpreis, Hardwarekosten, Implementierungs-Aufwand und Wartungskosten lassen sich oft recht präzise ermitteln. Die Schwierigkeit liegt in der Quantifizierung des Nutzens einer Monitoring-Software. Schließlich erwirtschaftet Monitoring zunächst einmal kein Geld, sondern beugt in erster Linie Verlusten durch Ausfälle vor. Was für Schäden entstehen aber tatsächlich beim Ausfall eines Mail-Servers? Wieviel kosten 2 Stunden Downtime der gesamten IT? Wie hoch ist der Verlust, wenn die Webseite einen Tag offline ist? Vor allem aber: Welche Ausfälle wird die Monitoring-Software auch wirklich verhindern?
Ein anderer Aspekt beim Einsatz einer Monitoring-Lösung ist das langfristige Sammeln von Daten, auf deren Basis Optimierungsmaßnahmen geplant und durchgeführt werden können: Sie können Hardware und Bandbreiten bedarfsgenau anschaffen und verteilen oder überflüssige Kosten durch ungenutzte Ressourcen und Ausfälle durch langfristige Optimierung vermeiden. Da stellt sich beim Ausrechnen des ROI die Frage: Woher wissen Sie im Voraus, was Sie durch langfristige Optimierung einmal sparen werden – wenn Sie gerade auf der Suche nach einem Tool sind, das Ihnen eben dieses Sparpotenzial ermitteln soll?
Wie aber sollen Sie sich jetzt orientieren und wie können Sie entscheiden, ob sich der Kauf einer Monitoring-Lösung letztlich rechnet? Zunächst sollten Sie an Zahlen ermitteln, was Sie können. Auch wenn Sie am Ende keinen exakten ROI herausbekommen, jede Zahl hilft. Im Folgenden haben wir einige Durchschnittswerte und Beispielzahlen gesammelt, die Ihnen – mit Vorsicht genossen – bei der Einschätzung der Kosten und des Nutzens von Netzwerk Monitoring Lösungen helfen können.
Statistische Kosten für IT-Ausfälle
Der amerikanische Analyst Michael Krigsman berechnete 2012 die globalen, durch IT-Ausfälle verursachten Kosten mit 3 Billionen USD pro Jahr. Damit relativiert er eine Studie der British Computer Society, die 2009 die Kosten sogar mit über 6 Billionen Dollar berechnet hatte. Laut einer anderen Studie des Software-Herstellers CA verursachen IT-Ausfälle jährliche Kosten von durchschnittlich 55.000 US$ bei kleinen Unternehmen, 91.000 US$ bei mittleren und 1.000.000 US$ bei großen Unternehmen. Gartner setzt 2014 den durchschnittlichen Schaden für Netzwerk-Downtime mit 5.600 US$ pro Minute Ausfallzeit an und kommt so auf 300.000 US$ pro Stunde.
Einen ähnlichen Wert ermittelt der Collaboration-Spezialist Avaya in einer Umfrage bei europäischen Unternehmen. Dabei erlitten 81% der befragten Unternehmen in 2013 Netzwerkausfälle, die bei 77% durchschnittliche Kosten von rund 68.000 € verursachten. Als Nebeneffekt wurde bei jedem fünften betroffenen Unternehmen der verantwortliche IT-Mitarbeiter entlassen, in Deutschland gar bei jedem vierten.
Das deutsche Marktforschungsunternehmen Techconsult hat 2013 eine Studie zu den Kosten von IT-Ausfällen im deutschen Mittelstand erstellt. Befragt wurden 300 Unternehmen mit 200 bis 5.000 Mitarbeitern. Auch hier wird ein jährlicher Schaden in beachtlicher Höhe diagnostiziert: 380.000 € pro Jahr und Unternehmen. Eine Stunde Ausfall der IT-Systeme wird mit Kosten von etwa 20.000 bis 40.000 € veranschlagt und die befragten Unternehmen hatten im Durchschnitt vier Ausfälle pro Jahr mit 3,8 Stunden Wiederherstellungsdauer zu verzeichnen.
Einen ganz anderen, theoretischen Ansatz hat die Fachhochschule Bern. Hier wurden 2009 die Kosten für IT-Pannen in eher kleinen Unternehmen auf Basis unterschiedlicher Faktoren klassifiziert und dann am Beispiel einer fiktiven Firma mit 50 Angestellten und ca. 4 Mio. € Jahresumsatz simuliert. Das Ergebnis rechnet mit etwa 10.000 € Schaden pro Panne und etwa 5.000 € Schaden pro Stunde Netzwerkausfall. Zwar ist die Studie schon etwas älter aber trotzdem durchaus noch interessant, da sie von einer Unternehmensgröße ausgeht, die bei den vorher aufgeführten Studien kaum berücksichtigt wird. Analysten wie Gartner oder Unternehmen wie CA und Avaya haben einen klaren Fokus auf große Unternehmen und was dort als „klein“ bezeichnet wird, liegt größenmäßig immer noch weit über dem fiktiven Unternehmen der FH Bern.
Unabhängig von ihrer Richtigkeit und ihrer Relevanz für das einzelne Unternehmen zeigen diese Zahlen doch, dass IT-Ausfälle beträchtliche finanzielle Schäden verursachen und dass alles, was zu ihrer Vermeidung bzw. schnellen Behebung führen kann, grundsätzlich sinnvoll ist und einen gewissen (finanziellen) Aufwand durchaus lohnt. Um für Ihre eigene Entscheidung eine Grundlage zu schaffen, braucht es aber mehr: Hier gilt es, unterschiedlichste Faktoren zu berücksichtigen.
Zahlen und Faktoren zur ROI-Abschätzung
Da sind zunächst Faktoren, die sich relativ einfach quantifizieren lassen und die Ihnen geläufig sein dürften, hier einige Beispiele:
- Kosten = Gehalt plus Gehaltsnebenkosten der IT-Mitarbeiter in der Administration
- Durchschnittlich aufgewendete Zeit zur Behebung von Ausfällen
und Störungen des Netzwerks
- Anzahl und Dauer von Störungen des Netzwerks, die Auswirkungen auf
die Produktivität einzelner oder aller Mitarbeiter hatten, während eines
bestimmten Zeitraums (das letzte Jahr, die letzten 5 Jahre…)
- Durchschnittliche Umsätze über den Webshop
- Vertraglich vereinbarte Entschädigungen bei Nichteinhalten
von SLAs von Service-Providern
Andere Faktoren sind nur deutlich schwerer oder gar nicht zu quantifizieren wie
beispielsweise die Folgenden:
- Nicht-Erreichbarkeit des Kunden-Supports
- Nicht-Erreichbarkeit der Webseite als Image und Marketing-Instrument
- Ausfall einzelner Systeme, während andere funktionieren
Ganz schwierig wird es, wenn es sich nicht um Totalausfälle handelt, sondern lediglich um Performance-Einbrüche, sprich wenn die Website langsam wird oder die E-Mails sich verspäten:
- Wie viele Kunden kaufen bei einem langsamen Webshop trotzdem und wie viele springen ab, wenn die Seite sich zu langsam aufbaut?
- Was sind die Folgen, wenn die internen Systeme quälend langsam arbeiten, die Kollegen aber trotzdem noch ihre Aufgaben wahrnehmen können?
- Welcher Schaden entsteht, wenn E-Mails nur verzögert ans Ziel gelangen?
Oft werden gerade unscheinbare Kosten, die sich aber relativ einfach konkretisieren lassen, unterschätzt, weil sie im Tagesgeschäft untergehen. Wie beispielsweise die Mehrbelastung, wenn Sie regelmäßig bei kleineren Ausfällen umständlich die Ursachen suchen müssen. Verbringen Sie damit im Durchschnitt nur vier Stunden in der Woche, sind das schon 10% Ihrer Arbeitszeit – bei jährlichen Kosten für Ihren Arbeitsplatz von beispielsweise 75.000 € macht das schon 7.500 € pro Jahr. Damit allein lässt sich schon so manche Monitoring-Lösung finanzieren, die Ihnen diese Belastung abnehmen kann. Und das, ohne die anderen Kosten, die durch diese Ausfälle verursacht werden, überhaupt zu berücksichtigen wie etwa andere, wichtige Aufgaben, die deshalb auf der Strecke bleiben oder die Beeinträchtigung der generellen Produktivität.
ABBILDUNG: Die geeignete Monitoring-Lösung liefert die Datenbasis für eine langfristige Optimierung der IT-Infrastruktur.
Unberechenbare Zukunftsmusik
Bis jetzt wurde ein wesentlicher Faktor der ROI-Berechnung nur kurz angedeutet: Umfassende Monitoring-Lösungen dienen nicht nur der kurzfristigen Fehlererkennung und Alarmierung, sondern bieten die Möglichkeit, über intelligentes Auswerten der gesammelten Daten die gesamte IT langfristig zu optimieren. Sollen beispielsweise Teile der Infrastruktur virtualisiert werden, ist eine genaue Kenntnis der Anforderungen an Bandbreite und Speicher der betroffenen Applikationen unerlässlich. Dazu braucht es langfristige Daten als Grundlage, um auch temporäre Lastspitzen einbeziehen zu können. Ein klassisches Beispiel wäre eine Buchhaltungssoftware, die regelmäßig zum Quartalsende große Netzwerklasten produziert, den Rest der Zeit aber nur im Sparmodus läuft. Interessant wird es auch, wenn die Monitoring-Lösung Trending unterstützt und selbstständig Daten auswerten und so Entwicklungen voraussagen kann. Im einfachsten Fall kann das z.B. das kontinuierliche Beobachten einer Festplatte sein, das in einer präzisen Vorhersage mündet, wann die Kapazität der Platte erschöpft sein wird. Aber auch die Entwicklung von Datenströmen oder bevorstehende Engpässe und Ausfälle lassen sich so unter Umständen vorhersagen. Lässt sich der mögliche Nutzen einer Monitoring-Lösung als Grundlage zur langfristigen Optimierung des Netzwerks in konkrete Zahlen umsetzen? Nein! Ist diese Optimierung ein Faktor, der bei der Evaluierung des richtigen Tools eine Rolle spielt? Ja! Was bleibt ist ein weicher Faktor jenseits konkreter Zahlen, den Sie aus Ihrer Erfahrung heraus beurteilen und für die Entscheidung berücksichtigen müssen. Dabei können auch die Erfahrungswerte anderer Unternehmen sehr hilfreich sein.
Zahlen aus der Praxis
Paessler pflegt seit Jahren eine kontinuierliche Kundenbefragung. Dabei werden Kunden unter anderem auch nach Einsparungen dank PRTG Network Monitor gefragt. Eine Auswertung der Antworten von 648 teilnehmenden Kunden im Jahr 2015 zeigt das Potenzial, dass der Einsatz einer geeigneten Monitoring-Lösung birgt.
Zeitersparnis beim Netzwerkmanagement
So geben 154 von 648 Kunden (24%) an, mit PRTG einiges an Arbeitszeit zu sparen, während sogar 415 Kunden (64%) viel bis außergewöhnlich viel Zeit sparen.
Kostenersparnis beim Netzwerkmanagement
Ähnliche Werte ergibt die Frage nach den Kosten für das Netzwerk Management. 46% (301 Kunden) sparen viel bis sehr viel und 33% (213 Kunden) bezeugen immerhin merkbare Einsparungen.
Verbesserung der Zuverlässigkeit
Beeindruckende 78% (504 Kunden) attestieren PRTG, eine deutliche Steigerung der allgemeinen Zuverlässigkeit ihrer IT bewirkt zu haben.
Versteckte Kosten der Monitoring-Lösung
Weiter oben haben wir die Kostenseite als relativ einfach und zuverlässig berechenbar bezeichnet. Das ist grundsätzlich richtig, allerdings gibt es auch hier Faktoren, die berücksichtigt werden müssen.
1. Module und Add-Ons
Viele Lösungen gleichen einem großen Baukasten aus zahlreichen Tools, Add-Ons und Modulen. Was auf den ersten Blick vernünftig scheint – man kauft nur das, was man auch wirklich braucht – stellt sich häufig als heikle Kostenfalle heraus. Da ist es dann extrem schwer, alle später benötigten Module schon vorab zu überreißen und in die Kalkulation einzubeziehen. Haben Sie die Lösung erst mal eingesetzt, werden Sie vermutlich lieber in den sauren Apfel beißen und die noch benötigten Module nachkaufen, als die gerade eingeführte Lösung unter großem Aufwand wieder abzulösen.
2. Open Source vs. Lizenzkosten
Open Source Lösungen scheinen auf den ersten Blick enormes Sparpotenzial zu bieten, sparen Sie doch die teils nicht unerheblichen Lizenzgebühren kommerzieller Software. Dafür aber fallen hier in der Regel hohe Aufwände für Implementierung und Pflege an. Unter Zuhilfenahme eines neutralen Nagios-Experten hat der Monitoring-Anbieter Paessler eine Beispielrechnung erstellen lassen, bei der die Kosten für Lizenz, Implementierung, Anpassungen und ein Jahr Betrieb für eine Nagios Installation und eine PRTG Network Monitor Installation verglichen wurden: Während PRTG inklusive Lizenzgebühren mit 5.412,50 € zu Buche schlug, kam der Experte bei Nagios auf Kosten von über 10.000 €. Ganz abgesehen davon, dass Sie oder Ihr Linux-Experte vermutlich schon andere Aufgaben haben, als mit großem Aufwand ein Monitoring-System zu implementieren und zu warten.
Fazit: Realistische Abschätzung statt blinder Zahlengläubigkeit
Zunächst einmal: Die verfügbaren ROI-Rechner machen meist nicht wirklich Sinn. Das menschliche Hirn ist immer noch deutlich leistungsfähiger als jeder Rechner, wenn es um Intuition, Abstraktion und Transferdenken geht. Natürlich können Sie interessehalber mal einen dieser Rechner nutzen – mit Vorsicht genossen können die Zahlen ja durchaus hilfreich sein – allerdings sollten Sie sich schon mal auf zahlreiche Kontaktanfragen auf Xing und LinkedIn einstellen, wenn Sie Ihre Kontaktdaten angeben müssen, um die Ergebnisse des Kalkulators abzufragen.
Besser Sie vertrauen auf Ihren gesunden Menschenverstand und sammeln, bewerten und vergleichen verfügbare Zahlen. Diese Zahlen können von Analysten berechnete Kosten für Ausfälle in der IT sein, Beispiele aus Kundenfallstudien, Durchschnittswerte für Ausfallzeiten von IT-Komponenten etc. Aber auch ganz konkrete Kosten spielen hier eine Rolle wie z.B. das Gehalt der zuständigen Kollegen, der Tagesumsatz des Webshops oder die Mitarbeiterzahl des Unternehmens. Die unternehmensspezifischen Kosten müssen Sie selbst ermitteln bzw. werden Sie sowieso parat haben. Auf der Kostenseite behalten Sie im Hinterkopf, dass der Preis, den Sie auf der Webseite des Herstellers gefunden haben, nicht gleich den Kosten für die Monitoring-Lösung ist. Implementierung, Folgekosten für Upgrades und Module und Wartungskosten müssen ebenfalls in die Kalkulation einbezogen werden.
Jenseits aller Zahlenspiele sollten Sie Ihre Erfahrungswerte bezüglich früherer Ausfälle einbeziehen, die durch effizientes Monitoring möglicherweise hätten verhindert werden können. Dabei geht es nicht um irgendwelche Formeln und Berechnungen, sondern darum, ein Gespür für die Kosten zu entwickeln, die Ausfälle oder auch schon Beeinträchtigungen der IT-Systeme verursachen können oder vielleicht in der Vergangenheit schon verursacht haben. Und vergessen Sie nicht den möglichen Mehrwert, wenn eine umfassende Monitoring-Lösung Ihnen bei der langfristigen Optimierung Ihrer IT(-Kosten) hilft. Hier ist noch einmal eine Übersicht der wichtigsten Faktoren:
Kosten
- Lizenzkosten
- Aufwand Implementierung
- Upgrades und Module
- Wartungskosten
- Pflegeaufwand
Nutzen
- Schadensvermeidung:
- Konkrete Schäden durch Ausfälle
und Beeinträchtigungen
- Imageschäden durch Beeinträchtigung
von Webseite oder Kundensupport
- Arbeitserleichterung bei IT-Personal
- Langfristige IT-Optimierung
Natürlich sind das nicht alle möglichen Faktoren, die Sie berücksichtigen müssen. Vieles hängt vom Geschäftsmodell Ihres Unternehmens ab: Ist Ihre Webseite ein reines Marketing-Instrument oder über einen Webshop der wichtigste Umsatzbringer? Können Ihre Kunden bei Verletzung der vereinbarten SLAs hohen Schadenersatz einfordern? Ist Ihr Team chronisch unterbesetzt und für alles dankbar, was die tägliche Arbeit erleichtert? Sie kennen Ihr Geschäft, Sie kennen Ihre Zahlen, vertrauen Sie auf Ihre Intuition, auf Ihre Fähigkeit zu abstrahieren und denken Sie quer.